Jetzt sind wir also fast am äußersten Punkt unserer Reise angekommen – in Darwin im Norden von Australien. Ich muss ja zugeben, daß ich mir nichts unter Darwin vorstellen konnte – und jetzt weiß ich auch – zurecht!
Wir sind ja schon etwas traurig und wehmütig aus Bali abgeflogen. Zu sehr hat es uns dort gefallen, da konnte eigentlich nur logischerweise das kommen, was uns dann auch bei der Ankunft in Australien getroffen hat – Ernüchterung!
Wahrscheinlich lag es tatsächlich an dem Zauber, der uns auf Bali eingefangen hat und dem unglaublichen Bungalow an Hans‘ Geburtstag, daß wir mit langen Gesichtern mitten in der Nacht (4 Uhr morgens) in unsere spartanische Unterkunft eingecheckt haben.
Auch am nächsten Tag konnten wir uns – und ich vielleicht sogar noch mehr als Hans – nicht erwärmen für Darwin. Angefangen bei der Tatsache, daß wir keine große Lust hatten über 20 Australische Dollar pro Person fürs Frühstück zu bezahlen und uns erstmal auf den Weg in ein Shopping Center gemacht haben, wo wir in einer Bahnhofsatmosphäre unseren Kaffee geschlürft haben und überteuerte Sandwiches gegessen haben. Auf dem Weg dahin kamen uns unmotivierte Aborigines entgegen, die leider überhaupt nichts vom Charme eines Naturvolkes ausstrahlten. Ebensowenig überwältigte einen Begeisterung beim Betrachten der Nord-Australier. Gibt es hier keine hübschen Menschen? Man kann noch nicht mal sagen, daß sie alle dick wären. Unförmig ist der passendere Ausdruck. Auch die Art, wie sie sich bewegen, lässt einen eher abstoßend erstaunt hingaffen, als neugierig nach kulturellen Unterschieden zu suchen. Nee, wirklich schön ist das nicht.
Wie ins Trance sind wir dann unmotiviert und etwas planlos zu unserem Mietwagen gelaufen um eine Wäscherei zu suchen. Schnell war klar, daß sich seit dem letzten Besuch von Hans eines geändert hatte – wo es früher nur so von Wäscherein wimmelte, gab es praktisch keine einzige mehr! Und dabei mussten wir mal ganz dringend unsere Wäsche etwas auffrischen! In einem Shopping-Center sind wir dann endlich fündig geworden. Und während unsere Wäsche durch die Trommel gewirbelt wurde, haben wir einen kleinen Einkauf gemacht um die nächsten Tage nicht von teuren Hotelpreisen für Frühstück und Wasser abhängig zu sein. ‚Nur‘ 150 $ später hatten wir dann unseren Proviant. Kopfschüttelnd haben wir die zwei Tüten im Zimmer abgestellt und sind zum Sonnenuntergang aufs Pier rausgefahren. Aber auch dort konnte uns nichts begeistern. Die Sonne ging irgendwo unter, wo wir sie nicht sehen konnten, das Essen sah nicht lecker aus, das Pier war überhaupt völlig ohne irgendeinen Sinn für Ästhetik angelegt und uns begannen die von allen Seiten auf einen einprasselnden Regeln der Australier zu nerven. Hier durfte man das nicht machen, dort jenes, da sollte man auf sonstwas aufpassen und drüben wiederum jenes beachten usw….
Wir schauten uns an und wollten nur noch ins Zimmer – was bei DEM Zimmer schon eine heftige Aussagekraft hat über die Alternativen, die sich uns boten – und eigentlich hatten wir ja auch noch nichts gegessen. Glücklicherweise hat Hans ein Werbeplakat gesehen, daß es ein OpenAir-Kino in der Nähe gab. Dort gab es sicherlich auch was zu Essen. Nachdem wir die üppigen 60 $ Eintritt für uns beide abgedrückt haben und in den Liegestühlen saßen, konnte der Film losgehen. Ach ja, Essen wollten wir ja auch noch was. Allerdings hatte keiner von uns beiden große Laune dazu, sich in die 100 Meter lange Schlange zu stellen, die sich vor dem Essensstand aufgestaut hatte. So begnügten wir uns mit einem Bier und der Tüte Chips, die noch im Kofferraum unseres Wagens rumlag. Wenigstens der Film war dann ganz nett. Aber mein Highlight des Tages (wie es auch in der entsprechenden Kategorie hier steht) war es, daß wir am nächsten Tag Darwin verlassen würden! *sarkastisch lach*
Leider konnte ich mich aber auch am nächsten Tag nicht begeistern. Es ging zum Kakadu-National Park – immerhin auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe – und ich fragte mich unentwegt, warum wir nicht länger auf Bali geblieben sind. Kilometerweit änderte sich nichts an der Landschaft und außer ein paar kleineren Buschfeuern am Straßenrand gab es dort nichts zu sehen. Wir hatten auch das Gefühl, daß wir die einzigen Besucher dort waren. Das Tourismuscenter war ausgestorben, die Ausstellungen mochten zwar ganz nett gewesen sein, aber fesselnd ist was anderes.
Eine der Sehenswürdigkeiten im Park sind die Aboriginalmalereien an Felswänden, die über 20.000 Jahre alt sind. Normalerweise könnte dies einen schon begeistern, aber wenn man bei 40°C Hitze im Schatten einen kilometerlangen Rundweg laufen soll, während man von Fliegen attackiert wird, die einem in die Nasenlöcher und Ohren krabbeln, oder versuchen, Wettrennen auf dem Gesicht zu veranstalten, während einem der Schweiß nur so in Strömen über dasselbige rinnt, dann kann man auch daran nichts Faszinierendes mehr finden und will nur noch so schnell wie möglich ins klimatisierte Auto zurück flüchten. Dort ist man dann auch erstmal damit beschäftigt, die ganzen Fliegen, die immernoch auf einem sitzen und um einen schwirren, wieder aus dem Auto zu befördern!
So sind wir dann relativ flott in unsere Unterkunft nach Cooinda gefahren und freuten uns auf einen netten Abend. Immerhin war da früher einiges los mit Musikunterhaltung am Abend. Hmm, ja, FRÜHER war das wohl so… aber das Ausgestorbensein des Parkes hat auch vor diesem Resort kein Halt gemacht. Das Restaurant machte um 20 Uhr zu, die „Bar“ um 20:30 Uhr. So lagen wir schon um neun im Bett! Ein Highlight zu diesem Tag fällt mir nicht ein, vielleicht, daß wir am nächsten Tag weiterfahren?
Ich denke, ich muß jetzt abkürzen an dieser Stelle, denn sonst schmeißt Ihr Euch gleich von der nächsten Brücke vor lauter Verzweiflung über die schlechte Stimmung, die ich hier verbreite. Irgendwie war aber auch echt alles seltsamerweise „bäh“. Hans hat mir schon leid getan, weil er mir ja diesen schönen Norden Australiens zeigen wollte und viele der Touristen, die er schon in Australien hatte, wollten unbedingt diesen Park sehen und sie waren wohl auch begeistert – aber mich hat es leider nicht berührt. Ihm hat es aber auch nicht mehr so gefallen, wie früher.
Aber wie würde es Euch gehen, wenn Ihr an einen superschönen natürlichen Pool kommt, in den sich ein Wasserfall von einer Felswand herabstürzend ergießt, Ihr schwitzt vor lauter Hitze und Ihr könntet nicht ins Wasser, weil es in dieser Gegend vor lauter Krokodilen nur so wimmelt? Hans hat’s dennoch nicht abgehalten ins Wasser zu springen und ich hatte schon mein Handy griffbereit um im Notfall die ‚000‘ zu wählen. Passiert ist zum Glück nichts.
Jedenfalls zwei Ausflüge Später, einer Autofahrt von 1.200 km durch immer dieselbe Gegend, Krokodilflüssen, Milliarden von Fliegen und einer Pizza für 28 $ (!!!!), sind wir nun wieder in meinem ‚geliebten‘ Darwin angekommen. Jetzt freue ich mich darauf, daß es morgen nach Brisbane geht. Ich hoffe inständig, daß es dort wieder etwas netter wird.
Mein Fazit: Hier muss man nicht her. Selbst, wenn man ein absoluter Naturliebhaber ist, muss man hier nicht her. Gar nicht. Nie.
Liebe Grüße vom ….hmmm….naja…keine Ahnung… Schulterzuck-Oskar!
Nachtrag: Ich habe das hier gerade Hans vorgelesen, weil ich doch etwas unsicher war, ob wir so einen Depri-Text in unseren Blog setzen sollen. Sein Kommentar: „Klar, aber als Werbetext für den Kakadu-Park kann man das wohl eher nicht verwenden!“ ;-))))
Na super! Hier sind es null Grad und neblig und ich muss gleich zum Hautarzt. Und dann noch so’n Bericht. Dann muss ich ja wohl jetzt Alexandra (grau zieht der Nebel durch die menschenleere Stadt), danach Depeche Mode (Death is everywhere) auflegen und mich anschließend vom Balkon stūrzen. Adieu schöne Welt!
Na, das Gute daran ist, dass es jetzt nur noch besser werden kann…. lach
Was sehne ich mich schon nach der Südsee…… träum ……
Weiterhin viel Spaß – die Tage der Ernüchterung sind zum Glück ja schon vorbei… 🙂